Es ist alles eine Sache der Perspektive
Es ist einer dieser Tage: Der Chef scheint es auf Sie abgesehen zu haben, den Angehörigen können Sie auch nichts recht machen und der Patient lässt ebenfalls seinen Frust an Ihnen aus. Sie können dieses Verhalten nicht verstehen? Schlüpfen Sie doch einmal in die Schuhe Ihres Gegenübers und laufen Sie deren Weg. Soll heißen: Sie wissen nicht was in dem- oder derjenigen vorgeht, kennen seine Ängste, Probleme und Gedanken nicht. Sie nehmen ihn nur von außen wahr. Ein Perspektivenwechsel kann hier helfen, Ihrem Gegenüber mit mehr Verständnis zu begegnen und Frust vorzubeugen.
Drei Wahrnehmungspositionen für einen Lösungsansatz
Der Perspektivenwechsel ist auch eine Technik des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Dieses Kommunikationsmodell bietet eine Vielzahl an leicht umsetzbaren Methoden für die Kommunikation im Berufsalltag aber auch im privaten Umfeld. In dem Modell sind unter anderen drei Wahrnehmungs-Perspektiven zu finden, die bestimmte Aufgaben erfüllen und damit gleichermaßen wichtig sind.
1. Die erste Wahrnehmungsposition: Das Ich
Hiermit ist Ihr eigener Blickwinkel, Ihre eigene Perspektive gemeint. Ihre Gefühle und Bedürfnisse sind in dieser Position im Vordergrund.
Beispiel: „Ich verstehe nicht, warum ich ständig zum Nachtdienst eingeteilt werde. Das ist unfair.“
2. Die zweite Wahrnehmungsposition: Das Du
Sie nehmen nun die Position Ihres Gegenübers ein und empfinden die Situation aus seiner Sicht. Dadurch können Sie sich in die Person und deren Gefühle und Empfindungen hineinversetzen.
Beispiel: „Ich merke, dass mein Chef gerade keine andere Pflegekraft hat, die er für die Nachtdienste einsetzen kann, und dass er deshalb besorgt ist.“
3. Die dritte Wahrnehmungsposition: Der Beobachter
Sie betrachten die Situation nun von außen, sind analytisch und neutral. Emotionen dürfen hier keine Rolle spielen, um Sie nicht zu beeinflussen. Nun können Sie klarer sehen und neue Erkenntnisse gewinnen, die Sie in den ersten beiden Positionen nicht wahrnehmen konnten.
Beispiel: „Aus neutraler Sicht bemerkt man, wie unangenehm beiden Parteien diese Situationen ist. Der Mitarbeiter (ich) möchte auch mal Tagesdienste machen. Der Vorgesetzte hat allerdings keine Wahl, da alle anderen Arbeitskräfte abgesagt haben oder gesundheitlich verhindert sind. Der Mitarbeiter ist nicht glücklich darüber, will ihr Team aber auch nicht hängen lassen. Beide haben gute Absichten. Ein Kompromiss könnte die Wogen glätten.“
Für weniger Frust im Berufsalltag
Durch diese Perspektivenwechsel können Sie allen Beteiligten mit mehr Verständnis begegnen und womöglich noch ganz neue Lösungen finden. Geben Sie Ihrem Gegenüber das Gefühl, ihn verstanden zu haben, macht Sie aber auch Ihren Standpunkt deutlich. Um hier nicht erneut aneinander zu geraten, suchen Sie eine Verbindung zwischen Ihnen. Sollte die Situation trotzdem drohen zu entgleiten, kann auch ein Unbeteiligter die Position des Beobachters übernehmen.